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Newsletter Nr 73 - Gedanken zum Tag - 28. Mai 2020

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Liebe Leserinnen und Leser

 

Jesus sagt: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden;

klopft an, so wird euch aufgetan

Lk 11,9

 

Es klingt so einfach. Bitte und man wird dir geben. Suche und du wirst

finden. Klopf an die Türe und man macht dir auf. Es klingt so einfach und

doch fällt es manchem von uns schwer. Oft ist es einfacher eine Bitte zu

erfüllen, sich finden zu lassen und die eigene Türe aufzumachen. «Ist doch

selbstverständlich!», «Ich helfe gern!» oder «Kein Problem», sagen wir dann. Denn den meisten von uns gibt es ein gutes Gefühl einen Wunsch zu erfüllen.

 

Wenn wir selbst doch gerne grosszügig, generös und offen zu anderen sind, warum fällt es uns dann so schwer zu bitten? Warum versuchen wir immer wieder unser Suchen vor anderen zu verbergen? Was hindert uns an Türen zu klopfen und den ersten Schritt zu tun?

 

Ich meine, es habe mit unserer Zeit zu tun. Autonomie und Selbstbestimmung sind wichtige Werte in unserer Gesellschaft. Für manchen bedingen sie geradezu die Menschenwürde, einem anderen wesentlichen Stichwort unserer Gegenwart. Die Menschwürde und damit ein lebenswertes Leben werden geradezu von der Autonomie und der Selbstbestimmung abhängig gemacht. Verliert der Mensch seine Autonomie und seine Selbstbestimmung dann scheint er auch seine Würde zu verlieren.

 

Doch, stimmt das? Klar, Autonomie und Selbstbestimmung sind wichtige Errungenschaften unserer Zeit. Als Gesellschaft haben wir manche Ungerechtigkeit überwunden und uns selbst von den Fesseln der Geschichte befreit. Wir haben die Sklaverei und die Leibeigenschaft abgeschafft. Wir haben viele diskriminierende Gesetze abgeschafft, welche Mitgliedern anderer Religionen und Konfessionen in ihrer Religionsfreiheit beschränkten. Wir sind auf dem Weg Ungleichheiten in der Behandlung auf Grund des Geschlechts zu überwinden und Menschen jeder sexuellen Orientierung mit gleichen Rechten und Pflichten auszustatten. All das macht uns als Gesellschaft frei.

 

Als Glieder unserer Gesellschaft können wir unsere Lebenswege viel stärker bestimmen, als es noch die Generation unserer Grosseltern konnte. Wir treffen unsere Wahl aus einer ständig wachsenden Anzahl an Möglichkeiten. Wir bestimmen immer mehr selbst und der Einfluss äusserer Zwänge nimmt stetig ab. Wir sind frei. Wir sind selbstbestimmt. Das ist gut so.

 

Doch je freier wir werden und je grösser unsere Möglichkeit zur Wahl wird, desto stärker stehen auch wir in der Pflicht zu wählen. Die Autonomie und die Selbstbestimmung bringen neue Pflichten mit sich. Ein jeder von uns muss autonom und selbstbestimmt sein. Er ist es vermeintlich der Gesellschaft schuldig.

 

So fällt es manchem von uns schwer um Hilfe zu bitten. Denn wer um Hilfe bittet, gesteht ein, es nicht selbst zu können. Gesteht ein von einem anderen abhängig zu sein.

 

Es fällt schwer sich als Suchender zu outen. Darf ich bei der Suche nach Sinn und Glück im Leben Hilfe annehmen? Darf ich gar mich von einer alten Institution unterstützen lassen, gegen deren Deutungsansprüche doch eben meine Autonomie und meine Selbstbestimmung erst vor zwei oder drei Generationen erstritten wurde? Darf ich bei der Kirche suchen ohne Autonomie und Selbstbestimmung aufzugeben?

 

Es fällt schwer an die Türe meines Nächsten zu klopfen und den Weg zu ihm zu finden. Denn wer klopft, möchte hinein. Er möchte dazugehören und macht sich damit ein Stückweit vom anderen abhängig.

 

Jesus weiss, dass es uns schwerfällt. Er macht uns keine Vorwürfe. Er nimmt uns darin ernst. Bei ihm dürfen wir bedürftig sein, ohne unsere Autonomie und unsere Selbstbestimmung aufgeben zu müssen. Denn er spricht uns unsere Würde zu. In seiner Gegenwart müssen wir uns unsere Menschenwürde nicht selbst verdienen, indem wir frei handeln. Er spricht uns die Würde zu. Denn als Menschen haben wir Würde, weil Gott uns für würdig hält. Er schenkt uns Würde, die auch dann nicht verloren geht, wenn wir nicht mehr selbst können. Wenn wir Hilfe brauchen.

 

Die Menschenwürde, die er uns zuspricht, geht nicht verloren. Selbst dann nicht, wenn uns das Sterben und der Tod die letzte Autonomie nimmt und wir nicht mehr selbst bestimmen können.

 

In ihm haben wir Würde. Er ermächtig und bestärkt uns. So dürfen wir bitten, suchen und anklopfen.

 

 

Gebet

Jesus

Bei dir darf ich bitten, ohne mich abhängig zu machen.

Du suchst mit mir und ich darf mich finden.

An deine Türe darf ich anklopfen. Du lässt mich herein.

Bei dir bin ich zu Hause.

Danke, von ganzem Herzen.

Amen

 

 

 

b’hüet Sii Gott!

 

 

 

Christian Vogt      

  

 

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Pfr. Christian Vogt

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