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Newsletter Nr 77 - Gedanken zum Tag - 1. Juni 2020

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Liebe Leserinnen und Leser

 

 

Meine Stärke, dir will ich singen,

denn Gott ist meine Burg,

der Gott meiner Gnade.

Ps 59,18

 

Mit den Lockerungen vom 6. Juni und der Ankündigung die ausserordent-

liche Lage zu beenden, endet in der Schweiz eine Ausnahmesituation, wie

sie zuvor nur wenige von uns je erlebt haben. Die Krise geht vorerst zu Ende. Nicht jeder hat sie gleich erlebt. Einige litten mehr als andere. Es stellt sich mir die Frage: Was hilft eine Krise gut zu überstehen? Kann ich mich auf die nächste ausserordentliche Lage nicht nur materiell (in dem ich einen Notvorrat anlege), sondern auch psychisch-spirituell vorbereiten? Welche Erfahrung nehme ich aus den vergangenen Wochen und Monaten mit?

 

Sieben Säulen haben mich durch die Krise getragen. Nicht jede Säule war immer gleich stark. Mal stützte ich mehr auf die eine, mal mehr auf die andere ab. Gemeinsam trugen sie mich. Denn sie stehen auf einem guten Fundament. Doch wie sehen diese sieben Säulen aus und was ist ihr Fundament? Davon möchte ich im Folgenden berichten. Doch zuerst muss ich gestehen, diese sieben Säulen sind nicht meine Erfindung. In der Psychologie gehören sie zu einem Begriff, der sich Resilienz nennt. Was dies meint, sollten wir zuerst klären.

 

Resilienz ist die Fähigkeit mit einer Krise oder Bedrohung psychisch umzugehen, ohne daran zu zerbrechen. Ein resilienter Mensch ist fähig eine Notlage gut zu überstehen. Resilienz ist also eine Art seelische Kraft, die hilft die Krise zu tragen, wie unsere Muskeln ein Gewicht tragen. Wie die Tragfähigkeit der Muskeln, so ist auch die Tragfähigkeit der Seele nicht bei jedem Menschen von Natur aus gleich. Es gibt starke und schwache. Wie aber die Kraft der Muskeln nicht nur genetisch bestimmt ist, so ist es auch bei der Seele. Die Muskeln kann man trainieren. Auch an der eigenen Resilienz kann man arbeiten. Wie? Das verrate ich, wenn ich im Folgenden die Säulen aufzähle, die mich durch die Krise getragen habe.

 

Die sieben Säulen der Resilienz

 

1. Optimismus

Vermutlich hat jeder von uns schon einmal das Bild mit einem halb gefüllten Glas gesehen, das von zwei Menschen, einem Optimisten und einem Pessimisten, betrachtet wird. Der Pessimist sag: «Oh, halb leer!» der Optimist «Toll, noch halb voll!».

An der Realität ändert sich nichts. Die Füllmenge im Glas bleibt gleich. Der Optimist hat nicht mehr zu trinken als der Pessimist. Dennoch verlässt der Pessimist den Tisch durstiger als der Optimist. Die Einstellung hat unmittelbar Einfluss auf das Wohlbefinden. Dies haben zahlreiche Studien gezeigt.

Es macht einen grossen Unterschied, ob ich sage: «Hoffentlich passiert etwas Gutes» oder ob ich sage «Hoffentlich passiert nichts Schlimmes»!

Ein kleiner Unterschied in der Sprache, doch er bewirkt grosses. Und das Beste daran! Man kann sich das «Hoffentlich passiert etwas Gutes» angewöhnen. Es ist sogar sehr leicht. Man muss es sich nur selbst sagen. Also zum Beispiel, wenn man einen Brief öffnet: «Hoffentlich steht etwas Gutes darin!». Oder wenn das Telefon klingelt: «Hoffentlich höre ich eine gute Nachricht!». Oder wenn man das Haus verlässt: «Hoffentlich passiert mir etwas Gutes!».

Es wird sich am Anfang seltsam anfühlen. Vielleicht sogar ein wenig verrückt. Aber es wirkt. Stück für Stück ändert sich die eigene Haltung.

Ich habe es erlebt. Es hat mir in der Coronakrise geholfen.

 

2. Akzeptanz

Was passiert ist, ist passiert. Das Virus ist. Der Lockdown wurde beschlossen und verordnet. So war es Mitte März. Von einem Tag auf den andern war mein Berufsleben ein anderes. Kein Lager! Aber könnte man nicht doch… Kein Seniorennachmittag! Aber wäre es nicht möglich … Kein Unterricht! Aber vielleicht … Kein Gottesdienst! Aber das geht doch gar nicht…

Ich gebe es zu, ich hatte Mühe, dies alles einfach so zu akzeptieren. In der ersten Zeit, nachdem ich alles abgesagt hatte, was abgesagt werden musste, konnte ich nur sehen, was alles nicht möglich ist. Das tat weh und es blockierte meine Gedanken.

Erst als ich akzeptierte, dass das Notwendige wirklich nötig ist und ich meine eigene Ohnmacht Gott übergeben konnte, konnte ich wieder klarsehen. Was passiert ist, ist passiert. Aber ich kann die Folgen angehen. Ich überlegte, was dennoch möglich ist. Eine Anleitung für die Andacht zu Hause entstand und ich legte sie in der Kirche auf. Ich hörte von der Idee, jeweils am Abend eine Kerze als Licht der Hoffnung anzuzünden und beteiligte mich daran. Ich begann meine Gedanken des Trostes zu sammeln und auf traditionellen und virtuellen Wegen jenen zukommen zu lassen, von denen ich hörte, sie hätten sie gerne.

Oft kann man die Ursache nicht ändern. Aber nicht alle Folgen sind unabänderlich. Vieles kann man aktiv angehen.

 

3. Lösungsorientierung

Mit Sigmund Freud und Carl Gustav Jung nahm die moderne Psychologie mit der Psychoanalyse ihren Anfang. Im Gespräch und der freien Assoziation ihrer Klienten suchten sie die Ursache der Probleme ihrer Klienten zu ergründen. Ein wichtiger und richtiger Schritt in der Psychiatrie. Es half dabei im psychisch Kranken, den Menschen zu sehen. Man schloss Kranke nicht mehr weg, sondern versuchte ihnen zu helfen.

Als ausgebildete Ärzte wussten sie, dass man die Ursache einer Krankheit beheben musste, dann heilt der Körper von allein. Dieses Vorgehen übertrugen sie auf die Seele. Sie suchten nach Ursachen für das Leid in der Biographie ihrer Patienten.

Dies prägte verschiedene frühe Richtungen der Gesprächstherapie, die sich bald aus den ersten Ansätzen zu entwickeln begannen. Erst später merkte man, dass man auch zu viel über Ursachen reden kann. Je länger man über ein Problem redet, desto grösser kann es werden. Dieses Phänomen wird oft Problemtranse genannt.

Es erschwert, eine Lösung zu finden. Dagegen setzten neuere Ansätze auf so etwas wie eine «Lösungstranse». Der Fokus des Gespräches wird auf mögliche Lösungen gelegt.

Das klappt nicht nur in der Therapie. Auch im Alltag und erst recht in der Krise ist dies nützlich. So stellte ich mir in den vergangenen Wochen immer wieder die Frage: Was würde mir helfen? Was kann ich für mich tun?

Ich nutzte die Zeit auch für Dinge, die mir gut taten. Ich nahm mir mehr Zeit zum Lesen und genoss es sehr, ab und an das Haus zu verlassen und im Wald (Corona-Konform) spazieren zu gehen.

 

4. Selbststeuerung

Eine komische Wortschöpfung der Psychologie. Es meint eigentlich nichts anderes, als sich bewusst zu machen, was man kann und welchen Einfluss man hat. Ich bin der Regisseur meines Lebens!

Das heisst nicht, dass ich jedes Detail meiner Existenz im Griff habe. Das brauche ich auch nicht. Aber ich bestimme die Richtung. Ich treffe Entscheidungen. Ich wähle meinen Weg.

In der Krise habe ich mich entschieden den physischen Kontakt zu meiden, so weit dies möglich war. Ich habe mich entschieden auf Telefon und neue Medien zu setzten. Ich tat es bewusst.

 

5. Verantwortung Übernehmen

Ich musste manche Entscheidung treffen. Zum Glück nicht immer allein. Doch ist eine Entscheidung getroffen, so gilt es Verantwortung für diese Entscheidung zu übernehmen. Es hilft nicht und ist der psychischen Gesundheit gar schädlich, ständig die eigenen Entscheidungen in Frage zu stellen.

Dies gilt nicht nur in der Krisenzeit. Es gilt im Leben. Steh zu deinen Entscheidungen. Stell sie nicht in Frage und bedaure sie nicht. Du hast sie in einer bestimmten Situation und auf Grund des zur Verfügung stehenden Wissens getroffen. Sie mag nicht optimal gewesen sein. Steh zu ihr, auch wenn sie sich als falsch erweist.

Du kannst sie ändern und einen Fehler korrigieren. Zu seinen Entscheidungen zu stehen heisst nicht, sie nicht ändern zu können.

Es heisst die Verantwortung zu übernehmen und das entschieden haben nicht vor anderen oder sich selbst abzustreiten. Du hast entschieden. Übernimm die Verantwortung!

 

6. Beziehungen gestalten

Ich glaube, ich habe abgesehen von meiner Zeit im Callcenter eines schweizerischen Mobiltelefonanbieters noch nie in meinem Leben so viel telefoniert. Es war eine Form der Begegnung, die trotz Lockdown möglich war. Es waren wertvolle Gespräche. Wir sprachen über verschiedenes. Zwei Themen kammen aber immer wieder vor: Die Familie und die Freunde.

Ich hörte und erlebte es selbst, gerade in einer Krise wie dem Corona-Lockdown wird deutlich, wie wichtig die Familie und gute Freunde sind. Es hilft, die Herausforderung gemeinsam zu tragen.

Diese Beziehungen kann man bewusst gestalten. Am Besten nicht erst in der Krisenzeit, sondern davor und danach. Nimm dir Zeit für deine Familie. Stärke die Banden zu deinen Freunden. Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf die Qualität. Lass dich nicht ablenken. Es gibt nichts wichtigeres als Familie und Freunde.

 

7. Zukunft gestalten

Egal wie gross und übermächtig eine Krise auch scheint, es wird ein danach kommen. Keine Krise dauert ewig. Darum ist es wichtig, die Zeit danach nicht aus den Augen zu verlieren und Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Mir hat es in der Corona-Zeit geholfen den Herbst zu planen. Auch wenn ich beim Organisieren immer wieder das Gefühl hatte, es könne doch länger gehen mit dem Virus, blickte ich nach vorn. So war ich nicht nur beschäftigt, sondern konnte mich auch darauf freuen. Das gab Kraft im Alltag.

Wer die Zukunft gestaltet, der gewinnt das Gefühl von Kontrolle. In allen Unabwägbarkeiten und Zufälligkeiten entscheide doch ich. Ich gestalte meine Zukunft! Ich bin ihr nicht ausgeliefert. Ich entscheide.

 

Diese sieben Säulen haben mich durch die Corona-Krise getragen. Ein jede von ihnen kann ich pflegen und stärken. Doch tragfähig sind sie erst, wo sie auf guten Grund gebaut sind. Dieser gute Grund ist mein Glauben. Paulus sagt: «Denn ein anderes Fundament kann niemand legen als das, welches gelegt ist: Jesus Christus.» (1. Kor 3,11). Auf ihn baue ich. Er trägt mein Leben. Dies gibt mir ein Grundvertrauen und eine positive Einstellung zum Leben. Bei Gott bin ich geborgen. Er schützt mich wie eine Burg und trägt mich durch seine Gnade.

 

 

B’hüeti Sii Gott!

 

 

 

Christian Vogt      

  

 

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Pfr. Christian Vogt

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